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Die Stadt der Blinden

Oper in fünf Akten nach dem Roman von José Saramago (2010/11), Libretto von Kerstin Maria Pöhler

 

Kompositionsauftrag des Opernhauses Zürich, gefördert von der Kunststiftung NRW

 

Besetzung:

Zimmermädchen (Koloratursopran)

Junge Frau (lyrischer Sopran)

Frau des Augenarztes (jugendlich-dramatischer Sopran)

Frau des 1. Blinden (Mezzosopran)

Kleiner Junge (Knabensopran)

Apothekengehilfe (lyrischer Tenor)

Autodieb (Tenor)

Taxifahrer (Bariton)

Augenarzt (Bariton)

Polizist (Heldenbariton)

Alter Mann (Bassbariton)

1. Blinder (Bass)

Blinde (Chor)

 

Orchesterbesetzung:

2(2. auch Picc) 2(2. auch Eh) 2(1. auch Es-Kl, 2. auch Bkl) 2(2. auch Kfg) - 0 2 2 1 - Pk, Schlzg(2), Klav(auch Cel+Synth), Str

 

Dauer: ca. 120 min

 

UA 12. November 2011, Opernhaus Zürich, Großes Haus

Musikalische Leitung: Zsolt Hamar

Inszenierung: Stephan Müller

Bühnenbild: Michael Simon

Kostüme: Carla Caminati

Lichtgestaltung: Elfried Roller, Michael Simon

Video-Design: Chris Ziegler

Choreografie: Ramses Sigl

 

Eine Epidemie befällt eine Stadt, die die Bewohner erblinden läßt. Die Symptome der Blindheit sind unerklärlich: Obwohl keine organische Schädigung der Augen festzustellen ist, erkennen die Menschen ihre Umwelt nicht mehr. Sie erleben ihre Blindheit aber nicht als Dunkelheit, als Nachtschwärze, sondern als blendend weißes Übel. Mehr und mehr Menschen verlieren ihr Augenlicht. Chaos bricht aus. Anarchie gefährdet das geordnete Zusammenleben.

 

Der Staat greift ein, die Erblindeten werden in einem leerstehenden Irrenhaus interniert, Soldaten riegeln das Gelände ab. Die Internierten leben unter unmenschlichen Bedingungen, terrorisiert von Hunger und Gewalt. In dieser hermetisch abgeriegelten Welt herrschen die Gesetze eines gnadenlosen Überlebenskampfes. Eine Gruppe von Blinden, die Niederträchtigen, etablieren ein System der Prostitution und Ausbeutung in dem Lager. Unter den Blinden gibt es jedoch eine Sehende, die Frau des Augenarztes, die ihre Krankheit nur vortäuscht, um bei ihrem Mann bleiben zu können. Sie und ihr Mann werden zu Hoffnungsträgern für die anderen. Als die Situation unerträglich wird, begeht sie den Tyrannenmord: Sie ermordet den Anführer der Niederträchtigen. Die Irrenanstalt geht in Flammen auf. Doch die Überlebenden finden auch außerhalb apokalyptische Zustände vor: Die Zivilisation ist zusammengebrochen. Vergeblich machen sie sich auf die Suche nach ihrem vergangenen Leben, ihren Familien und ihrem zu Hause. Alles ist zerstört. Neue Konstellationen finden sich: Ein alter Mann findet die Liebe einer Jungen Frau, ein elternloser Junge findet bei ihnen ein neues Zuhause. Als sie die unbewohnbar gewordene Stadt verlassen wollen, fällt die Blindheit, so plötzlich wie sie gekommen war, von ihnen ab. Die Menschen können wieder sehen, aber sind sie auch fähig zu erkennen?

 

"Warum sind wir erblindet? Das weiß ich nicht, vielleicht werden wir eines Tages den Grund dafür erfahren. Soll ich Dir sagen, was ich denke? Ja. Ich glaube nicht, daß wir erblindet sind. Ich glaube, wir sind blind, Blinde, die sehen. Blinde, die sehend nicht sehen."

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